Peru

Streetlife in Lima

Daniel Schröer

Geschichte(n). Auch am dritten Tag in Lima sorgte die feuchtkalte Luft im unbeheizten AirBNB-Appartement für ein ungewöhnlich frühes Erwachen und umgehend stellte sich die Frage, wie man die Zeit bis zur anstehenden Weiterreise verbringen möchte. Das Versprechen, die Sonne möge sich an diesem Tag tatsächlich mal blicken lassen, ließ einen Besuch der historischen Altstadt als bestmögliche Wahl erscheinen und so ging es erneut per Uber, was insbesondere in Lima exzellent funktioniert, Richtung Plaza de Armas de Lima. Zwar hatten wir die Rechnung ohne den Halbmarathon und seine Straßensperren gemacht, aber so sprangen wir eben an der Plaza San Martin aus dem Wagen und konnten dessen Statue und die umliegenden Prachtbauten in Augenschein nehmen, bevor es über die Einkaufsstraße zum eigentlichen Ziel ging. 

Dort angekommen, war die Wachablösung vor dem Präsidentenpalast in vollem Gange, von der sich selbst die Engländer noch einiges abschauen können. In militärischer Präzision, untermalt mit Musik einer Live-Band, vollführten die Soldaten die unterschiedlichsten Manöver. So warfen sie sich in perfekter Synchronität die Gewehre zu, vollführten Marschvariationen und formierten sich zu Sternen, Kreisen und Rechtecken. Das Ganze dauerte nahezu eine Stunde und uns ist nicht mal ein kleiner Fehler aufgefallen. Auch wer kein Freund des Militärs ist, wird doch von der exakten Ausführung und Choreographie beeindruckt sein.


Drum herum boten Händler ihre Waren feil, von Getränken über Souvenirs bis zu Technikutensilien, während sich andere vor dem übermannsgroßen Lima-Schild ablichten ließen. Wir ließen uns ohne irgendeine Planung etwas weiter hinter den Palast treiben und befanden uns plötzlich mitten im allsonntäglichen Treiben der Einwohner dieses weniger privilegierten Viertels, die auf einem Platz unmittelbar neben der Güterbahnstrecke tanzten, spielten und den unterschiedlichsten Straßenkünstlern lauschten. Zu kaufen gab es hausgemachte Lebensmittel, die von den Köchinnen, meist offensichtlich die weiblichen Oberhäupter ganzer Großfamilien, selbst in Plastikschalen hergebracht und in Pappteller abgefüllt wurden. Sehr spannend, einen so offenen, aber doch seltsam intimen Einblick in dieses Alltagsleben zu erhaschen.

Danach durften wir noch Zeuge einer Kirchenprozession werden, welche nahezu das ganze Viertel mit einbezog. Kunstvolle Blumenbilder waren auf die Straßen drapiert worden und jeder Teilnehmer, sowie viele der Zuschauer, trugen prunkvolle violette Roben oder förmliche Kleidung. Ganz erschloss sich uns nicht, wer da nun geehrt wurde, interessant war es aber allemal. 


Das Panteón und Ceviche


Mit einer saftigen, sehr schmackhaften Wassermelone gestärkt ging es dann noch zum Panteón de los Próceres, einem hoch interessanten Bauwerk, in welchem die verschiedenen Schlachten der Andenstaaten zur Loslösung von Spanien in Wort und Bild präsentiert werden. Sämtliche Flaggen sind ausgestellt, zudem Darstellungen aller Freiheitskämpfe. Im Untergeschoss befindet sich überdies eine Krypta mit den Särgen von z. B. den Komponisten der peruanischen Nationalhymne. Ein seltsam patriotischer Ort, der Geschichte lebendig werden lässt. Schade, dass er etwas abseits und somit oftmals unbemerkt von Besuchern, liegt.

Zurück in Miraflores statteten wir noch Wong, einer Supermarktkette, einen Besuch ab, um unsere Vorräte aufzufüllen und schlossen den Tag mit unserer ersten Ceviche-Platte in der berühmten Cevicheria Ronald. Sie hielt, was sie versprach und wir genossen sowohl das kalte Fischgericht, als auch die Beilagen aus Reis und Chicharones. Falls ihr das daheim mal zubereiten wollt, so kann ich euch nur dieses Kochbuch von Juan Danilo ans Herz legen - klappt prima.


Letztendlich verabschiedete Lima uns erheblich freundlicher, als wir vor wenigen Tagen noch befürchtet hatten. Das WLAN ließ uns unsere Tickets für die Busreise nach Ica problemlos buchen, dementsprechend konnten wir in spannender Erwartung auf die folgenden Abenteuer unter die warme Bettdecke kriechen. 


Keep on rockin‘

Ree

(c) Daniel Schröer

Mitglied im Deutschen

Fachjournalisten Verband